The Compass

Checkpoint

Die Fed unter Beschuss

Der August ist in der Regel ein turbulenter Monat für die Finanzmärkte. Viele Finanzkrisen – von der Russlandkrise 1998 und der Subprime-Krise 2007 über die Staatsschuldenkrise in der Eurozone 2011 bis hin zum chinesischen Börsencrash 2015 – begannen auf dem Höhepunkt der Sommerflaute, wenn die Liquidität auf den Märkten besonders gering ist. In diesem Jahr verlief der August jedoch trotz zahlreicher Fronten, die von der Trump-Regierung eröffnet wurden, ohne größere Marktschocks. Die Märkte feierten die Entspannung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und einigen ihrer wichtigsten Handelspartner sowie die (später heruntergespielten) Aussichten auf eine schnelle Lösung des Konflikts in der Ukraine.

Der September brachte ein hohes Maß an Unsicherheit zurück. Der Versuch des Weißen Hauses, mehr Kontrolle über den Vorsitz der Fed zu erlangen, die politische Instabilität in Frankreich und Japan und ein höchst unsicheres makroökonomisches Umfeld in Großbritannien belasten die Märkte. Hinzu kommt die immer engere Zusammenarbeit zwischen autoritären Regimen (China und Russland).

Unserer Ansicht nach ist die Frage nach der Zukunft der Fed die unmittelbarste und folgenreichste Quelle der Bedenken auf den Märkten. Das Weiße Haus versucht offen, die Zentralbank von einer technokratischen Institution zu einem rein politischen Akteur zu verwandeln, indem es die volle Kontrolle über das zinsbestimmende FOMC übernehmen möchte.

Angesichts der rechtlichen Herausforderungen, mit denen US-Präsident Donald Trump bei der Umsetzung seiner Strategie konfrontiert werden könnte, gehen wir in unserem Basisszenario von einer gewissen politischen Einmischung in die geldpolitischen Angelegenheiten der Fed aus, rechnen aber nicht mit einer vollständigen Politisierung der Zentralbank. Jetzt, da Stephen Miran, der Architekt von Trumps Wirtschaftspolitik, dem Fed-Vorstand beigetreten ist, könnte der Ton der Debatte innerhalb des FOMC politischer werden.

In dieser Ausgabe von The Compass Checkpoint befassen wir uns mit der Frage, was passieren könnte, wenn Trump die volle Kontrolle über die Fed übernimmt und sie zwingt, die Zinsen um 300 Basispunkte zu senken. Je höher der Grad der Politisierung der Fed, desto höher ist das Risiko für die USA, von den Anlegern als Schwellenland behandelt zu werden – wobei die Anleiherenditen steigen und der USD fällt. Wenn es um die Aktienmärkte geht, werden die Implikationen ungewisser sein. Für die EZB könnte dies eine unbequeme Situation bedeuten, insbesondere wenn sie es mit einer stärkeren Währung zu tun hat. Wir betrachten die Politisierung der Fed als ein Extremszenario, sehen es jedoch als sinnvoll das Thema näher zu beleuchten, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.