The Compass

Checkpoint

Gewiefte Verhandlungsführer verfolgen häufig eine Überraschungstaktik, um andere aus der Reserve zu locken und sich einen Vorteil zu verschaffen. Das Überraschungselement war bislang das bestimmende Merkmal der zweiten Trump-Administration. 

Donald Trump hat der Ukraine und den transatlantischen Beziehungen den Rücken zugekehrt, während er sich Putins Russland angenähert hat und gegenüber China eher Zurückhaltung walten lässt. Er hat seine Ambitionen für eine territoriale Expansion in Nordamerika deutlich gemacht und einige der engsten Verbündeten der USA wie Kanada mit Drohungen verprellt. Auch mit Blick auf die US-Innenpolitik polarisiert er mit einem rigorosen Sparkurs und Entlassungen in US-Behörden. 

Aber die Kunst des Verhandelns erfordert den Einsatz von Überraschungseffekten mit Augenmaß. Wer es übertreibt, riskiert, an Glaubwürdigkeit zu verlieren und die andere Verhandlungspartei zu verprellen. Weltweit ist zu beobachten, dass die Grenze zwischen Überraschung und Verwirrung zunehmend verschwimmt.

Europas Regierungen sind gewillt, ihre technologische und verteidigungspolitische Abhängigkeit von Washington zu verringern. Unternehmen, selbst solche mit Sitz in den USA, stellen Investitionsentscheidungen zurück. Zentralbanken nehmen die negativen Auswirkungen möglicher Zölle auf ihre Volkswirtschaften in den Blick. Solange die Fundamentaldaten stabil bleiben und Trumps politische Drohungen ebensolche bleiben, dürften sich die Finanzmärkte, insbesondere die Aktienmärkte, aber weiterhin positiv entwickeln. 

In der ersten Ausgabe unseres The Compass Checkpoint – einer neuen, etwa alle sechs Wochen erscheinenden Publikation, in der wir über mögliche Anpassungen in unseren Investment-Einschätzungen informieren – beschäftigen wir uns eingehend mit den Auswirkungen der Anfangsphase der zweiten Amtszeit Trumps auf Wirtschaft und Märkte. Neben Trump 2.0 beleuchten wir darin auch den Durchbruch von DeepSeek im Bereich der KI, einen potenziellen Anstieg der Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen, die zwischen der Eurozone und den USA scheinbar divergierende Geldpolitik sowie die Aussichten auf höhere Verteidigungsausgaben in Europa.

Trotz der enormen Unsicherheit, die die derzeitige Lage prägt, bleiben wir verhalten optimistisch. Schließlich lautet das Motto unseres Investment Institute „Komplexität entschlüsseln. Chancen ergreifen“. Unsere Publikation soll Ihnen dabei Hilfestellung geben.